Da mein Partner die Woche über auswärts tätig ist, war meine größte Sorge, dass die Wehen beginnen könnten und ich alleine bin. Ich wollte aber niemanden aus dem Freundeskreis oder der engen Familie in diesem Moment um mich wissen, sondern eine Person, die Vertrauen ausstrahlt, Ruhe und Gelassenheit mitbringt und ich wollte definitiv auch nicht zu früh oder alleine ins Krankenhaus! Im Gespräch mit einer Freundin erzählte mir diese von ihrer Geburt, bei der sie eine geburtsbegleitende Hebamme hatte. Das hörte sich wunderbar an – das wollte ich auch – dann wäre ich also nicht alleine, sondern in guten Händen bis mein Freund käme und wir ins Krankenhaus fahren würden. Also rief ich bei Elisabeth an und wir vereinbarten einen Termin. Bei der Hebammenberatung besprach ich dann mit ihr meine Situation und mein Anliegen und sie fragte, ob ich mir schon einmal überlegt hätte zu Hause zu entbinden? Das war für mich in dem Moment absolut ausgeschlossen. Das konnte ich mir nicht vorstellen!
Da Elisabeth aber keine Geburtsbegleitung anbietet, bot sie mir eine Rufbereitschaft an, bei der sie zu uns nach Hause kommt und uns so lange betreut bis es Sinn macht ins Krankenhaus zu fahren, um so kurz wie möglich dort zu sein.
Zurück zu Hause habe ich dann auf ihrer Homepage die Geburtsberichte gelesen und bekam ein ganz anderes Bild. Die Geschichten klangen trotz der Anstrengung und Schmerzen einfach stimmig, harmonisch und schön und man war zu Hause in einem gewohnten Umfeld! Alles was ich mir bei einer Krankenhausgeburt nur schwer vorstellen konnte. Leider konnte ich meinen Partner nicht von einer Hausgeburt überzeugen, also blieben wir in der Planung bei einer ambulanten Geburt im Krankenhaus.
Aber das Schicksal meinte es gut mit mir – mit uns!
Freitagfrüh um halb drei wachte ich auf und hatte das Gefühl, dass mir ein Missgeschick passiert ist. Ich hüpfte aus dem Bett und platsch, war eine Pfütze am Boden. Ich war irritiert und mein erster Gedanke war „Nein, das war kein Blasensprung! Jetzt werde ich auf die letzten Tage doch noch inkontinent.“ Also ab auf die Toilette und dann dämmerte es allmählich… Das war definitiv ein Blasensprung, den kann man sich nicht verkneifen, in den nächsten 48 Stunden werde ich Mama sein,… . Die Gedanken überschlugen sich…
Aber die Pfütze musste weg und dann rief ich Elisabeth an. Das fiel mir nicht so leicht – es war ja mitten in der Nacht – aber für sie war das kein Problem. Ganz ruhig fragte sie mich nach meinem Befinden und mein größtes Anliegen war es noch drei Stunden zu schlafen, da ich sooo müde war und ich war unsicher, ob ich meinem Freund jetzt schon Bescheid geben sollte. Sie meinte solange ich noch keine Wehen hätte, könne ich Franz ruhig noch schlafen lassen und ihn dann anrufen, wenn die Wehen einsetzen. Bezüglich des Schlafens meinte sie, wenn ich noch schlafen könne, soll ich das nur machen. Ich solle mich lediglich bei ihr melden, wenn sich etwas ändert oder wenn ich möchte, dass sie kommt.
Aber an Schlafen war dann nicht mehr zu denken, ich war viel zu aufgeregt – mir war heiß und kalt – ich war vollkommen durch den Wind – eine Achterbahn der Gefühle. Und nach kurzem Überlegen entschied ich mich dann doch meinen Freund anzurufen, schließlich hatten wir ausgemacht ich melde mich, wenn es losgeht – egal ob Wehen oder Blasensprung. Ich versicherte ihm, er könne sich in aller Ruhe fertig machen und dann ins Auto steigen und losfahren, da es so oder so noch lange dauern würde und er auf jeden Fall rechtzeitig käme. Er solle sich halt melden, wenn er im Auto sitzt. So haben wir dann die nächsten Stunden am Telefon miteinander verbracht – wodurch ich mich nicht alleine gefühlt habe.
Wir haben über dies und jenes gequatscht, die Zeit verging – das Gefühlschaos nahm kein Ende – im Bett hielt mich nichts mehr. Ich tigerte im Bad auf und ab, wenn ich nicht gerade auf der Toilette war. Ich hatte Schüttelfrost und spürte so ein kleines Ziehen im Bauch. Gegen halb vier ging dann der Schleimpfropf ab. Also Zeit bei Elisabeth anzurufen und ihr Bescheid zu geben. Ganz routiniert fragte sie mich nach meine Wohlbefinden und ob sie denn jetzt kommen solle. Ich lehnte ab, mir ging es gut. Ich fühlte mich gut aufgehoben und sicher. Aber ich wollte wissen, ob jetzt ein guter Zeitpunkt für die Badewanne wäre. Sicher, wenn ich mich wohl fühle, aber ja nicht auf das Meersalz vergessen und eben jederzeit melden, wenn ich etwas brauche.
So ließ ich mir dann Wasser ein, suchte währenddessen ein Buch, das ich lesen wollte und legte es auf dem Stuhl neben der Badewanne bereit. Leider hielt ich es nicht im Badewasser aus. Hinlegen ging nicht, Sitzen war auch unbequem, letztlich watete ich wie ein Storch durch die Wanne, stieg hinein und heraus und irgendwann entschied ich, dass ich das lasse, weil ich sonst vielleicht noch ausrutschen würde…
Die Wehen waren mittlerweile stärker geworden. Mein Freund meinte, sie wären sehr regelmäßig, da ich zu ihm dann immer sagte er solle mir irgendwas erzählen, ich müsse mich mal aufs Atmen konzentrieren. Für mich war die Welt immer noch in Ordnung, mir kamen die Wehen nicht in so kurzen Abständen vor, allerdings meinte ich irgendwann zu ihm, dass ich das keine zwölf Stunden aushalte…
Gegen halb fünf war es mir dann doch nicht mehr ganz wohl allein zu Haus und wir entschieden, dass ich Elisabeth anrufe und bitte zu kommen. Sie hatte schon längst auf meinen Anruf gewartet und war um kurz nach fünf da – ich war so froh als ich ihr Auto hörte!
Elisabeth wusste genau was sie tat. Sie hörte zuerst die Herztöne ab – es war alles ok. Dann tastete sie den Muttermund ab – er war bereits 6-7cm geöffnet. Und dann sagte sie zu mir entweder wir rufen jetzt einen Krankenwagen oder das Baby kommt zu Hause auf die Welt. Das konnte ich nicht alleine entscheiden – also rief ich Franz an, lies Elisabeth die Situation erklären, versicherte ihm, dass wenn es ihm wohler wäre, wir ins Krankenhaus fahren würden – aber er überlies die Entscheidung mir. Eigentlich konnte ich mir zu diesem Zeitpunkt nicht mehr vorstellen in ein Auto zu steigen und so kam es, dass ich mich um viertel nach fünf spontan für eine Hausgeburt entschieden habe. Daraufhin holte Elisabeth ihr Equipment aus dem Auto und danach suchten wir mehr oder weniger gemeinsam im Haus die restlichen Dinge zusammen. Die Wehen wurden immer stärker – Elisabeth stützte mich, half mir beim veratmen während sie parallel dazu alles hergerichtet hat. Sie war ganz für mich da, unterstütze mich, redete mir gut zu. Tat ihr Bestes und gab mir das Gefühl, dass alles natürlich ist und man sich für nichts schämen muss.
Als ich meinte jetzt würde man wohl lieber sterben, sagte sie etwas Wunderschönes: „Nein, das ist nicht der Punkt an dem man stirbt, sondern das Gegenteil du schenkst deinem Baby das Leben, das ist etwas Wunderbares!“ Das hat mir so viel Kraft gegeben, den Rest auch noch durch zu stehen.
Um das Baby in die richtige Lage für den letzten Schritt zu bringen, schlug sie vor noch eine Wehe in der Seitenlage auszuhalten. Der erste Versuch scheiterte – die Wehe stellte mich auf, aber Elisabeth sprach mir gut zu und wir versuchten es noch einmal – es klappte und dann durfte ich auf den Gebärhocker. Die Zeit stand still und doch ging es so schnell – Franz war noch nicht da – aber die Presswehen kamen – ich wollte noch warten, aber Elisabeth meinte, das geht nicht. Sie war eine wunderbare Hilfe. Mit jeder Presswehe kam unser Baby uns ein Stück näher – in den Pausen machte Elisabeth warme Dammauflagen, der Schmerz ging, alles entspannte sich und dann ging es von vorne los – ich hatte das Gefühl zu zerreisen und dann mit einer letzten Presswehe und einem kräftigen Schrei meinerseits lag unser Baby vor mir – es war geschafft. Wahnsinn!!!
So unvorstellbar und so schön – es war 6:25Uhr.
Susanne, es ist ein Bub! Ruf Franz an und sag ihm, dass euer Baby auf der Welt ist. Er kann in aller Ruhe den Rest der Strecke fahren – ich war wie in Trance. Ich hatte es alleine mit Hilfe von Elisabeth geschafft.
Total von den Gefühlen überrumpelt – er und ich – holte mich Elisabeth dann zurück und sagte ihr könnt nachher noch ganz viel reden, aber wir haben noch ein kleines Stück Arbeit vor uns.
In der nächsten halben Stunde bis Franz kam, hielt ich Emil im Arm – ungläubig über das kleine Wunder, das mich mit großen, wachen Augen anblickte – brachte die Plazenta zur Welt und war extrem stolz.
Rückblickend war die Hausgeburt das Schönste und Beste, was uns passieren konnte und ich würde es jederzeit wieder genau so machen!
Vielen, vielen Dank liebe Elisabeth, dass Du die Geburt für uns zu einem unvergesslich schönen Erlebnis gemacht hast – auch heute, acht Monate danach werde ich von Glücksgefühlen durchflutet und strahle, wenn ich daran zurückdenke : )
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